„So kurz vor Weihnachten und am bisherigen Höhepunkt der COVID-19-Pandemie wird im Institut für Klinische Immunologie der Charité unter strickten Hygieneauflagen dennoch unermüdlich geforscht. Während ein relevanter Teil der Präsenzforschung an der Charité im Rahmen der angekündigten Eskalationsstufe 2 zunehmend eingeschränkt werden muss, ist mir erneut bewusst geworden, was für eine große Chance es darstellt, dass ich meine Untersuchungen an Betroffenen mit ME/CFS nach COVID-19-Infektion weiterhin durchführen kann.

Über die Post-COVID-Fatigue-Sprechstunde des Charité Fatigue Centrums (CFC) unter Leitung von Frau Prof. Dr. Scheibenbogen erreichten uns in den letzten Monaten eine Vielzahl an Patientinnen und Patienten mit anhaltender und schwerer Fatigue. ME/CFS bzw. das Post-COVID-19-Fatigue-Syndrom wurde häufig diagnostiziert. Bereits in den Sprechstunden hatte ich die Gelegenheit, viele Patienten, die nun meine Studienpopulation darstellen, kennenzulernen. Mir wurde schnell klar, wie hoch ihr Leidensdruck ist, aber auch dass sie eine hohe Motivation mitbringen, ihre Erkrankung zu verstehen. Dieses Ziel ist den Patienten und mir gemeinsam und es zeigte sich, dass dies auch im Rahmen meiner Untersuchungen für einen tollen Umgang zwischen Patienten und Untersucher sorgen sollte. Die Erkrankten nahmen oftmals längere Anfahrten in Kauf, um an meiner ersten Untersuchungsreihe im Dezember teilzunehmen, was für viele eine hohe Belastung darstellte. Im Gespräch zeigten sich die Patienten dankbar sowie solidarisch gegenüber anderen Betroffenen und drückten mir gegenüber aus, aktiv zum Forstschritt des Forschungsstandes beitragen zu wollen. Dieses Engagement beeindruckt und bewegt mich sehr.

In meinem Forschungsprojekt untersuche ich die Endothelfunktion der Patienten sowohl aus einem gefäßmechanischen Blickwinkel mittels peripherer, arterieller Tonometrie als auch aus biochemischer Perspektive durch die Analyse bestimmter Biomarker. Als Ergebnis hoffe ich einen Überblick darüber geben zu können, inwiefern Veränderungen der Gefäße und ihrer Dynamik vorliegen. Eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Endothels stellt dabei nicht nur ein Erklärungsmodell für eine Vielzahl von Symptomen dar, unter denen die Betroffenen leiden, sondern könnte in Zukunft auch als prognostisches Werkzeug oder therapeutisches Ziel dienen.“

Milan Haffke ist Stipendiat der Lost Voices Stiftung und wurde durch das spendenfinanzierte Stipendienprogramm gefördert.